Sonntag, 17. Juni 2018

Ein Welpe zieht ein: Tierschutz, oder Züchter?

Jeder der sich einen Hund wünscht und sich vor dem Einzug des fellnasigen Freundes mehr als fünf Minuten mit dem Thema auseinandersetzt wird sich mit folgender Frage konfrontiert sehen: 

Soll der neue Mitbewohner von einem Züchter, oder aus dem Tierschutz kommen?
Inspiriert durch einen Kommentar zu dem Post in dem ich euch Rayna vorgestellt habe möchte ich mich heute mit genau dieser Frage auseinandersetzen. Denn nicht nur in dem Kommentar, sondern in vielen Unterhaltungen bekomme ich gesagt: „Ich finde total toll, dass ihr einen Hund aus dem Tierschutz habt. Mein nächster wird auch aus dem Tierschutz kommen. Einen Hund vom Züchter holen finde ich (mittlerweile) total blöd.“
Diese Aussage möchte ich nicht so generell stehen lassen. Denn ich glaube, dass es für beides gute Gründe gibt. Und ich finde auch, dass ein Hund aus dem Tierschutz, auch wenn er aus ehrenwerten Motiven heraus angeschafft wurde, die falsche Wahl sein kann. Genau wie ein Hund vom Züchter die falsche Wahl sein kann, wenn man die falsche Rasse, oder auch die falsche Zucht aussucht.

Eins direkt vorweg: Niemals und unter keinen Umständen geht ein Hund vom „Vermehrer“! Vermehrer sind für mich die Verkäufer von Welpen, die an keinem Zuchtverein, wie zum Beispiel dem „Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH)“, oder einem speziellen Rasseverband angeschlossen sind und ihre Welpen für 600€ auf Onlineportalen verschachern. Die Verbände schreiben nämlich ganz genau vor, welche Voraussetzungen ein Züchter erfüllen muss, wie er die Tiere zu halten hat und welche gesundheitlichen Voraussetzungen die Elterntiere haben und welche Untersuchungen mit den Welpen gemacht werden müssen. 

Trotzdem wäre mein Tipp auch hier auf jeden Fall: Schaut euch genau an, für welche Krankheiten die von euch ausgesuchte Rasse hat und welche Kriterien bei der Zucht eingehalten werden müssen. Denn auch hier gibt es große Unterschiede darin, wie viel Wert auf die Gesundheit der Tiere gelegt wird (Stichwort Qualzuchten).

Neben der Gesundheit der Tiere sind auch die Haltebedingungen von Muttertieren und Welpen bei Vermehrern häufig echt schlecht. Die Welpen kennen dann rein gar nichts wenn sie bei euch einziehen und haben aufgrund von Sozialisationsmängeln oft schon Verhaltensstörungen.

Einige Merkmale wie ihr einen Vermehrer von einem guten Züchter unterscheiden könnt:

1. Fragt nach der Zugehörigkeit zu einem Verband.


2. Vermehrer haben häufig mehrere gerade besonders angesagte Rassen, oder auch Mischlinge.


3. Die Tiere von Vermehrern leben häufig nicht im Haus. 


4. Mit den Welpen wird bis zum Auszug nichts unternommen. Ein guter Züchter wird darauf Wert legen, dass die Welpen in ihren ersten Lebenswochen schon einiges kennenlernen können.



Alle Alarmglocken sollten klingeln, wenn ihr die Muttertiere nicht sehen, oder vor dem Abholen nicht zu Besuch kommen dürft. Dann ist es nämlich wahrscheinlich, dass die Welpen viel zu jung ohne die Mutter aus dem (häufig osteuropäischen) Ausland importiert wurden. Die Tiere sind oft schwer krank und traumatisiert. So ein armes Wesen dennoch aufzunehmen und es zu retten mag ein ehrenwerter Gedanke sein, aber im Endeffekt unterstützt ihr damit nur das Geschäft dieser Tierquäler und sorgt dafür, dass die weiterhin Nachschub für ihr widerliches Geschäft produzieren.

Lasst euch auch bitte nie erzählen, es sei „aus Versehen“ zu diesem einen Wurf gekommen, wenn ihr die Familie nicht wirklich selbst schon lange kennt. Auch für Hündinnen gibt es die „Pille danach“ und ungeplante Welpen müssen nicht sein. Sie sind aber ein nettes Zubrot, wenn man an ihnen nur die notwendigsten tierärztlichen Untersuchungen durchführen lässt und so kommt es bei einige Mitmenschen eben ein- zwei Mal im Jahr zu sogenannten „Ups-Würfen“.

Ja, ein Hund vom Züchter ist ziemlich teuer, aber ernsthaft: Ein Hund kostet euch im Laufe seines Lebens noch so viel mehr Geld! Spart nicht an seiner Herkunft!


Nun aber zum eigentlichen Thema: 
Für einen Hund aus dem Tierschutz spricht in allererster Linie, dass ihr einem Wesen ein Zuhause gebt, welches sonst sein Leben in einem Zwinger verbringen, oder in einer Tötungsstation eingeschläfert werden würde. Das allein ist für mich DER Grund für einen Hund aus dem Tierschutz und das war auch der Grund aus dem Rayna bei uns eingezogen ist.
Dennoch würde ich nicht jedem uneingeschränkt empfehlen einen Hund aus dem Tierschutz zu adoptieren. Denn schließlich müsst ihr Folgendes bedenken: 
Ein Hund aus dem Tierschutz ist eine Wundertüte! Ihr habt keine Ahnung welche Rassen mitgemischt haben, wie die Elterntiere so drauf waren und welche Erfahrungen dieses junge Wesen bereits machen musste. So kann es sein, dass ihr einen extremen Angsthund bekommt, einen Jagd- oder einen Wachhund. Einen Hund, der den ganzen Tag nur schlafen möchte, oder einen der 3 Stunden Auslastung am Tag braucht. Einen der alles tut um euch zu gefallen, oder einen der am liebsten sein eigenes Ding macht und extrem schwer zu erziehen ist. Einen der Männer hasst, oder panische Angst vor Kindern hat…Ich denke, ihr habt meinen Punkt verstanden. 

Ihr solltet euch also vorher darüber im Klaren sein, ob ihr das was da eventuell kommt händeln könnt. Kommt ihr mit allen Variationen des oben genannten (und vielem anderen) klar? Oder gibt es Eigenschaften eines Hundes die ihr euch gar nicht zutrauen würdet? Dann, und speziell wenn ihr noch gar keine Erfahrung mit Hunden habt, würde ich euch vermutlich erstmal keinen Hund aus dem Tierschutz empfehlen. 

Solche Schwierigkeiten habt ihr (vorausgesetzt ihr entscheidet euch für die richtige Rasse und die richtige Zucht) mit einem Hund vom Züchter (höchstwahrscheinlich) nicht.
Besonders Optik und Körperbau lassen sich hier ziemlich präzise Voraussagen, aber die Rassen wurden auch (zum Teil über Jahrhunderte) nach bestimmten Kriterien bezüglich Charakter, Temperament und Trieben gezüchtet. 
Habt ihr also Voraussetzungen in eurem Leben, die besondere Eigenschaften bei eure Hund erfordern, oder wünscht ihr euch bestimmte Eigenschaften, dann ist ein Hund vom Züchter vielleicht die bessere Wahl.
Für mich steht zum Beispiel fest, dass der nächste Hund vom Züchter kommen wird. Warum? Weil er einziehen wird wenn bei uns auch menschlicher Nachwuchs ansteht und ich nicht hochschwanger, oder mit einem kleinen Baby einen halbwüchsigen traumatisierten Angsthund, oder einen passionierten Jäger an der Leine haben will. 
Danach werden es, wenn nichts dazwischen kommt, aber auch wieder Hunde aus dem Tierschutz werden, weil wir mittlerweile wissen worauf wir uns einlassen, die Erfahrung haben und den Gedanken schlimm finden ein Leben retten zu können und es nicht zu tun.

Jetzt seid ihr dran: Züchter, oder Tierschutz? Wofür habt ihr euch entschieden, oder würdet euch entscheiden? 

Wer auch immer ihr seid und wo auch immer ihr von mir lest, ich wünsche euch ganz viel Sonne!


4 Kommentare :

  1. Sehr informativer Post und was für ein süßes Schätzchen!
    Liebst
    Kati
    www.kationette.com

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  2. Du hast einen tollen Blog und schreibst über interessante und wichtige Themen. Ich folge dir. 😘

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  3. Ich habe einen Tierschutzhund und würde immer wieder einen nehmen.

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  4. Vielen Dank euch dreien für euer Feedback :)

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