Donnerstag, 7. Juni 2018

Nahrung - Die Religion des 21. Jahrhunderts


Ich habe das Gefühl, dass man sich heutzutage über fast nichts so gut streiten kann wie über Essen. Ist euch das auch schon aufgefallen?
Egal ob es um die Frage der Ideologie geht: Vegetarisch, vegan, paleo, oder der gute alte Allesfresser. Um die Nährwerte: Keto, Low-Carb, High-Carb, IIFYM (if it fit your macros). Oder lediglich um „banale“ Fragen wie „Kalorien zählen oder nicht?“, „Gesund oder Fastfood?“. 
Diese Themen scheinen aktuell für unser Selbstwert so unfassbar wichtig zu sein, dass ein gemeinsames Abendessen regelmäßig zu langwierigen Debatten führt. Und essen wir anders als unser Gegenüber geht es schnell gar nicht mehr um den Austausch über die (vermeintlichen) Vor- und Nachteile des einen oder anderen Nahrungsmittels, oder Ernährungsstils, sondern um verletzte Egos und die Verteidigung des eigenen wertvollen Weltbildes und dem Gefühl, der andere wolle sich über uns erheben und vorschreiben, was wir zu essen haben. 
Furchtbar! Wann bitte ist das so wichtig geworden? Es fehlt nur noch, das wir uns Palitücher umbinden und anfangen uns gegenseitig abzuknallen, nur weil der andere lieber Möhren als Steaks, oder (Gott bewahre) Snickers isst.

Ich behaupte mal, dass ich mich in den letzten Jahren so viel mit dem Thema Ernährung beschäftigt habe, dass ich überdurchschnittlich gut informiert bin. Nicht falsch verstehen! Ich bin kein Experte. Aber ich weiß, wo meine Erhaltungskalorien liegen, wie viele und welche Nährstoffe mein Körper braucht um gut zu funktionieren und warum einige Kohlehydrate oder Fette für den Körper besser sind als andere. In einem späteren Post werde ich euch mal erzählen warum das so ist und welche Wandlungen mein Essverhalten in den letzten Jahren genommen hat. Aber darum soll es hier nicht gehen.
Im Gegenteil soll es darum gehen, dass ich mich zwar damit auseinander gesetzt habe was ich esse und bestimmt anders esse als viele andere Menschen um mich herum, dass ich mich aber NICHT ständig darüber unterhalten und diskutieren möchte. Mir ist das egal, wenn sich meine Freunde und Kollegen um mich herum Burger, Pommes, Eis, oder was auch immer zwischen die Kiemen schieben! Wirklich! Aber ein Salat, oder Porridge in einer Tupperschüssel scheinen in Kantinen das geheime Signal für „unterhalte dich mit mir über Essen“ zu sein. Diese Gespräche haben dann in der Regel entweder zum Inhalt, dass mein Essen ja so ekelig aussieht (ja vielen Dank auch), oder dass sich der andere ja auch so gerne gesünder ernähren würde, es aber nicht schafft. In beiden Fällen kann ih nur verlieren! Denn der andere will keine gut gemeinten Tipps, wie es vielleicht doch klappen könnte. Denn dann „geht das Verzichten auf das Bierchen am Abend gar nicht“, oder er „isst ja gar nicht so viele Süßigkeiten. Allerhöchstens ne Tafel Schokolade am Abend“. Was er möchte ist, dass ich ihn in seinem Essverhalten und damit verbunden seinem Selbstwert bestätige und ihm erkläre, dass eine Umstellung überhaupt nicht Not tut und er einfach seinen ach so schlechten Genen hilflos ausgeliefert ist die eben dazu führen, dass er keinen Körper wie ein Calvin Klein Model hat. 

Selbiges passiert übrigens, wenn es ums Thema Sport geht. Wenn es um Hobbys geht und ich erzähle, dass ich drei Mal pro Woche ins Fitnessstudio gehe höre ich entweder ich sei ja „eh sportsüchtig“, oder der andere „bekomme es einfach nicht hin sich mehr zu bewegen“. Auch hier: Keine ernsthaften Tipps erwünscht! 

Leider hilft auch ein „Jeder wie er meint“ in solchen Fällen nicht weiter. Denn auch wenn ich nicht darauf eingehe, muss ich mir häufig die Rechtfertigungsstrategien der anderen anhören. Oder aber eben, wie schlecht sie meinen Weg bezüglich Sport und Ernährung finden. Als gäbe es wirklich ein pauschales Besser oder Schlechter. Ein Richtig oder Falsch.
Für mich gibt es das nicht! Ich würde mir wünschen, dass jeder sich bewusst dafür entscheiden würde wie er leben und essen möchte und dazu stehen würde. Vor sich und vor anderen. Leben und leben lassen. Aber das ist, wie in so vielen Bereichen unseres Lebens, wohl eine Utopie. Zumindest können wir hoffen, dass sich in den nächsten Jahren der Hype um das Thema Essen etwas abkühlt.

Nun seid ihr dran: Mich würde mega interessieren, ob ihr schon ähnliche Erfahrungen gemacht habt, oder vielleicht ganz andere? Und wie ihr damit umgeht. Postet einfach in die Kommentare.

Wer auch immer ihr seid und wo ihr gerade von mir lest, ich wünsche euch ganz viel Sonne! 

Keine Kommentare :

Kommentar veröffentlichen